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Amt für Umwelt
Klausenstrasse 4
6460 Altdorf
Klimaschutzkonzept Kanton Uri
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Angaben in Tonnen CO2-Äquivalenten. Daten: Ecospeed Region und Emissionskataster
Angaben in Tonnen CO2-Äquivalenten. Daten: Ecospeed Region und kantonaler Emissionskataster
Zusätzlich zu den Treibhausgasemissionen der Nutztiere entstehen in der Urner Landwirtschaft auch Emissionen bei der Verbrennung von fossilen Brenn- und Treibstoffen. Eine weitere Quelle von CO2-Emissionen sind landwirtschaftliche Böden.
Die Landwirtschaftspolitik wird hauptsächlich durch den Bund bestimmt. Der Kanton Uri kann einerseits Bundesvorgaben umsetzen und andererseits Fördermassnahmen beschliessen. Einflussmöglichkeiten für die Verringerung der Emissionen bestehen insbesondere bei den Methanemissionen aus Verdauungsprozessen, bei der Ausbringung und Lagerung von Hofdünger sowie bei den Emissionen aus den landwirtschaftlich genutzten Böden. Die Reduktionspotenziale sind aufgrund natürlicher Prozesse in der Tierhaltung jedoch begrenzt.
Emissionen aus Ställen, Böden und beim Ausbringen von Gülle vermindern
Die vollständige Reduktion der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft könnte nur mit der Aufgabe der Tierhaltung erreicht werden. Bei einer verringerten Fleisch- und Milchproduktion im Kanton Uri käme es zudem nur dann zu einer Emissionsreduktion, wenn die Produktionsverminderung nicht durch entsprechende Importe kompensiert würde, d. h., wenn die Urner Bevölkerung ihre Ernährung umstellte. Im Sektor Landwirtschaft hat der Kanton Uri den nationalen Absenkpfad übernommen:
Quelle: Grundlagenbericht Ecoplan, Daten: Ecospeed Region und kantonaler Emissionskataster, Absenkpfad gemäss Energieperspektiven 2050+
In der Landwirtschaft mit Tierhaltung, wie das im Kanton Uri grossmehrheitlich der Fall ist, sind die Reduktionsmöglichkeiten begrenzt, da Tiere selbst Treibhausgasemissionen ausstossen. Neben verschiedenen Massnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen bei Tierhaltung, ist für eine klimafreundliche Landwirtschaft, wenn immer möglich, der Fokus auf die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel zu legen. Absenkpfad Landwirtschaft
Insgesamt verursacht die Landwirtschaft im Kanton Uri rund 40’000 Tonnen CO2-Äquivalente, was rund 17 Prozent aller Treibhausgasemissionen entspricht. Treibhausgasbilanz
Die Landwirtschaftsbetriebe können die Angebote des Kantons nutzen. Weitere Einflussmöglichkeiten zur Reduktion der Methan- und Stickstoffemissionen bestehen in einer reduzierten Tierhaltung (sofern sie nicht durch Importe kompensiert wird), bei der korrekten Lagerung und der Ausbringung von Hofdünger, der Tierfütterung, der Tierhaltung (z.B. längere Nutzungsdauer bei Milchkühen) und dem Stallbau (z.B. optimiertes Stallmanagement). Vollzugshilfe Umweltschutz in der Landwirtschaft
Der Kanton unterstützt Landwirtschaftsbetriebe mit Förderungen in folgenden Bereichen: emissionsfreie Maschinen und Fahrzeuge, bauliche Massnahmen im Stall- und Güllemanagement, klimafreundliche Heutrocknung, Ammoniakreduktion und Pilotprojekte, mit dem Ziel zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Zudem bietet er Schulungen und ökologische Beratungen für Landwirtschaftsbetriebe an. Zu den 12 Massnahmen Landwirtschaft
Bei den Massnahmen geht es aufgrund der Zuständigkeiten einerseits um die Umsetzung von Bundesvorgaben, andererseits um Fördermassnahmen von Seiten des Kantons. Unabhängig davon erarbeitet die Konferenz der Zentralschweizer Landwirtschaftsämter verschiedene Massnahmen zum Thema Klimaschutz.
Um das Teilziel 2030 zu erreichen, wurden 12 Massnahmen definiert.
Treibhausgasärmere Produktion fördern, z.B. durch optimiertes Güllen, emissionsfreie Maschinen und Stallmanagement.
Das Amt für Landwirtschaft wirkt aktiv an der Umsetzung des Konzepts «Klimastrategie Landwirtschaft Zentralschweiz» mit und sorgt dafür, dass Urner Pionierbetriebe in der Umsetzung mitwirken, damit das «Klima-Netzwerk»-Landwirtschaft im Kanton Uri etabliert wird.
Ende 2022 haben die Landwirtschaftsämter der Kantone Uri, Schwyz, Zug, Nid- und Obwalden das gemeinsame Konzept «Klimastrategie Landwirtschaft Zentralschweiz» in Leben gerufen. Das Konzept sieht vor, dass über die Umsetzung und den Erfolg der kantonalen Klimaschutzmassnahmen ein regelmässiger Erfahrungsaustausch zwischen den fünf Kantonen zwecks Aufbaus von Know-how stattfindet. Pionierbetriebe aus den fünf Kantonen sollen fachlich beraten und in der Umsetzung von konkreten Massnahmen unterstützt werden, damit sich so ein breit abgestütztes «Klima-Netzwerk» Landwirtschaft herausbildet. Ziel dieses Netzwerks ist die Etablierung und Entwicklung von effektiven Klimaschutzmassnahmen auf den Zentralschweizer Landwirtschaftsbetrieben.
Die Urner Landwirtschaftsbetriebe sind ins «Klima-Netzwerk» Landwirtschaft einbezogen, kennen die erfolgreichen Massnahmen zum Klimaschutz in der Landwirtschaft und sind motiviert und fachlich befähigt, auf ihre Betriebe zugeschnittene Klimaschutzmassnahmen erfolgreich umzusetzen. Die Pionierbetriebe wirken zudem als Katalysatoren in Richtung einer flächendeckenden Umsetzung von Klimaschutzmassnahmen.
In der Landwirtschaft wird die Beschaffung von emissionsfreien Maschinen und Geräten finanziell unterstützt.
Beim Motorfahrzeugpark des Strassenverkehrs wächst der Anteil an Fahrzeugen mit emissionsfreien Antrieben, insbesondere Elektroantrieb, stark. Hingegen ist im Offroad-Bereich die Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge und Maschinen noch gering. Das hat u.a. auch damit zu tun, dass das Angebot auf dem Markt noch eher klein ist. Die technische Entwicklung wird aber auch in diesem Segment rasch vorangehen (z.B. leistungsfähige Elektroantriebe, Einsatz von Wasserstoff als Treibstoff). In der Landwirtschaft besteht aufgrund der langen Lebenszyklen von Maschinen und Fahrzeugen jedoch die Gefahr, dass sich die Umstellung auf emissionsfreie Antriebssysteme massiv verzögert. Nur mit gezielter Förderung und aufgrund von Beschaffungsvorgaben kann eine Beschleunigung in der Umstellung zu emissionsfreien und damit klimafreundlichen Technologien erreicht werden.
In der Urner Landwirtschaft kommen emissionsfreie Maschinen und Geräte rasch zum Einsatz.
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Der Kanton initiiert einen regelmässig stattfindenden Austausch mit allen relevanten Akteuren zur Urner Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt Ökologisierung und Reduktion der Treibhausgasemissionen. Dabei werden u.a. technische Entwicklungen hinsichtlich Klimaneutralität, aber auch Möglichkeiten, wie sich Landwirtschaftsbetriebe klimaneutral weiterentwickeln können, aufgezeigt.
Bis 2050 dürfte sich die Landwirtschaft im Kanton Uri merklich verändern. Auch die Forschung hin zu klimaschonender Land- und Ernährungswirtschaft entwickelt sich ständig weiter. Mit einem regelmässigen Austausch aller relevanten Akteuren sollen verschiedene Anliegen, Fragen etc. hinsichtlich der «Landwirtschaft 2050» gemeinsam diskutiert werden. Die Ökologisierung der Land- und Ernährungswirtschaft und die Reduktion der Treibhausgase stehen dabei im Vordergrund.
Regelmässiger Austausch zur Reduktion von Treibhausgasen in der Land- und Ernährungswirtschaft.
Der bestehende Beratungsdienst baut ein entsprechendes Angebot für Einzelbetriebe auf.
Eine nachhaltige, extensive Bewirtschaftung, die auf Nachhaltigkeit und Regionalität setzt, ist betriebswirtschaftlich interessant und schont das Klima. Es soll ein Beratungsangebot geschaffen werden, das die Betriebe zur verstärkten ökologischen Ausrichtung motiviert oder sie in diesem Prozess unterstützt. Dabei stehen die ökologische Ausrichtung der Produktionsweise unter Berücksichtigung der betriebswirtschaftlichen Kriterien im Vordergrund (Extensivierung, Verzicht auf importierte Futtermittel resp. Ausrichtung auf lokal gewachsenes, stickstoffoptimiertes und methanhemmendes Futter, Verzicht auf Pestizide, Absatz von regionalen Produkten, überbetriebliche Zusammenarbeit, Vermarktung lokaler Produkte, Prüfung von Alternativen zur Tierhaltung und klimaoptimierte Züchtung, Einsatz von emissionsfreien und energetisch optimierten Maschinen und Geräten, schonende Bodenbearbeitung, klimaoptimierter Umgang mit Gülle und Mist etc.).
Der bestehende landwirtschaftliche Beratungsdienst baut ein ökologisches Landwirtschafts-Beratungsangebot für Einzelbetriebe auf.
Der Kanton Uri setzt landwirtschaftliche Klimaschutzmassnahmen auf den frühestmöglichen Zeitpunkt um.
Der Bund formuliert landwirtschaftliche Klimaschutzmassnahmen oftmals mit einer langen Übergangsfrist. Der Kanton Uri soll diese Vorgaben vollständig und auf den frühestmöglichen Zeitpunkt umsetzen.
Laufende Umsetzung der agrarpolitischen Bundesvorgaben.
In der Landwirtschaft werden bauliche Verbesserungen im Bereich Stallmanagement, welche zur Ammoniak-Emissionsreduktion führen, finanziell unterstützt.
Mit baulichen Massnahmen in Ställen können Ammoniak-Emissionen beträchtlich reduziert werden. Dies kann bspw. durch ein optimiertes Stallklima erreicht werden. Dazu braucht der Stall u.a. ein wärmegedämmtes Dach, Beschattung (z.B. Schattennetze) und allenfalls noch eine Berieselung oder Vernebelung (wenn es sehr heiss ist). Saubere Laufflächen und optimierte Fressbereiche tragen massgeblich zur Ammoniak-Reduktion bei. Die baulichen Massnahmen für mehr Klimaschutz sind so auszugestalten, dass sie nicht auf Kosten des Tierwohls gehen.
In der Urner Landwirtschaft werden bauliche Massnahmen in Ställen gefördert, um Ammoniak-Emissionen zu reduzieren.
In der Landwirtschaft werden Optimierungen im Umgang mit Gülle und Mist sowie Massnahmen zur Ammoniakreduktion mit dem kantonalen Förderprogramm zur Reduktion von Ammoniakemissionen finanziell unterstützt.
Die Bewirtschaftung (insbesondere die Lagerung) des anfallenden Hofdüngers trägt zu etwa einem Sechstel zu den Methan-Emissionen aus der Landwirtschaft bei. In diesem Bereich lassen sich Emissionen oft sehr einfach reduzieren (z.B. Abdecken von Güllebehältern, Gülle belüften, emissionsarme Ausbringung von Dünger durch den Einsatz von Gülle-Schleppschläuchen sowie durch die Berücksichtigung verschiedener Faktoren wie Wetter, (Mist-)Kompostierung, etc.).
In der Urner Landwirtschaft wird das Düngermanagement optimiert, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Auf allen Flächen, die für den Einsatz des Schleppschlauchs geeignet sind, wird dieser eingesetzt. Weiter werden technische Massnahmen zur Reduktion der Methanemissionen flächendeckend umgesetzt.
Finanzielles Förderprogramm für klimaneutrale Heutrocknung
Vereinzelt trocknen Landwirtschaftsbetriebe ihr Heu während Schlechtwetterphasen mit fossilen Heizungen. Dabei gibt es technisch einfach umsetzbare, erneuerbare Alternativen wie strombetriebene Luftentfeuchter oder Wärmepumpen. Wenn diese wiederum mit erneuerbarer Energie betrieben werden, ist der Betrieb klimaneutral.
Landwirte trocknen ihr Heu mit erneuerbaren Energien.
Umsetzung des Klimaprogramms Bildung und Kommunikation des Bundes im Kanton Uri.
Das Klimaprogramm Bildung und Kommunikation des Bundes setzt seit 2017 den Auftrag des CO2-Gesetzes um, die Aus- und Weiterbildung von Personen mit klimapolitischen Aufgaben zu fördern. Für die neue Programmphase ab 2021 setzt das Programm in der Bildung auf besonders klimarelevante Berufe und Studiengänge entlang der Wertschöpfungs- und Lieferkette von Gütern und Dienstleistungen, u.a. im Sektor Landwirtschaft. Dabei fokussiert es auf die Zusammenarbeit mit Akteuren der Berufsbildung, der betrieblichen Weiterbildung sowie der Hochschulbildung, um klimarelevantes Wissen auf Fach- und Führungsebene zu verankern und zu stärken. Dies geschieht u.a. durch das Bereitstellen von Grundlagen und Hilfsmitteln, die Unterstützung von Bildungsangeboten sowie die Förderung des Wissenstransfers in Bildung und Praxis.
Ausgebildete Landwirte verfügen über das aktuelle Wissen betreffend Klimaschutz in der Landwirtschaft.
Umsetzung des freiwilligen Bundesprogramms («längere Nutzungsdauer Kühe») zur Erhöhung der Anzahl Laktationen bei Kühen (Direktzahlungen für Milchkühe ab durchschnittlich drei Abkalbungen und für Mutterkühe ab durchschnittlich vier Abkalbungen) mit subsidiärer finanzieller Unterstützung des Kantons.
Langlebige Kühe sind besser fürs Klima. Mit jeder weiteren Laktation nehmen die negativen Effekte auf die Umwelt ab, da die Emissionen während der unproduktiven Aufzuchtphase auf eine grössere Produktionsmenge verteilt werden können. Das Lebensalter hat noch einen anderen Einfluss: Ältere Kühe verdauen offenbar klimafreundlicher. Die Aufzucht des Jungviehs verursacht rund 20 Prozent der Gesamtemissionen pro Tier. Eine Erhöhung der Nutzungsdauer um die Hälfte, was nicht einmal zwei Nutzungsjahren entspricht, führt in Modellrechnungen zu einer Reduktion der Gesamtemissionen um rund 7 Prozent. Jedes weitere Jahr verbessert die Klimabilanz.
Umsetzung Bundesprogramm mit finanzieller Unterstützung des Kantons.
Materielle Unterstützung von fachlich begleiteten Pilotprojekten in den Forschungsstationen der Agroscope.
Bei der sogenannten Pyrolyse entsteht Pflanzenkohle, ein sehr kohlenstoffreiches, schwarzes Produkt, das wie ein Schwamm für Nährstoffe und Mikroorganismen wirkt. Aufgrund ihrer hohen Stabilität im Boden kann Pflanzenkohle als CO2-Senke wirken. Zudem könnte der Einsatz von Pflanzenkohle den Nährstoffkreislauf, insbesondere von Stickstoff, im Boden positiv beeinflussen sowie die Wasserspeicherfähigkeit erhöhen. Sowohl das Herstellverfahren wie auch der grossflächige Einsatz in der Landwirtschaft stehen noch am Anfang ihrer Entwicklung. Insbesondere fehlen bisher langfristige Studien zum Einsatz von Pflanzenkohle in mitteleuropäischen Böden. Ausserdem ist der Einsatz von Pyrolyse-Pflanzenkohle auch mit Risiken verbunden. Schadstoffe wie Schwermetalle oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) können sich bei einem unsachgemässen Herstellungsverfahren in der Pflanzenkohle anreichern und beim Austrag die Böden belasten. Es besteht Forschungsbedarf, um die bestehenden Wissenslücken hinsichtlich langfristiger Auswirkungen der Pflanzenkohle auf Bodeneigenschaften, Bodenlebewesen und die Dauer der CO2-Speicherung in unseren Böden zu schliessen.
Bessere Entscheidungsgrundlagen für den Umgang mit Pflanzenkohle sind verfügbar.
Bestehende Hoch- und Flachmoore sollen geschützt werden und eine Entwässerung und intensivere landwirtschaftliche Nutzung soll verhindert werden.
Nasse Böden sind für eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung negativ, aber positiv fürs Klima. Da sich unter Luftabschluss Torf anreichert, wird auch CO2 gebunden. Werden natürliche Feuchtböden dagegen entwässert, setzt dies Kohlendioxid und Lachgas frei. Das trifft vor allem für organische Böden, also Standorte auf (ehemaligen) Hoch- oder Flachmooren zu.
Die Gesamtfläche von vernässten Böden im Kanton Uri nimmt nicht ab.
Unbekannte gibt es zurzeit noch hinsichtlich der Negativemissionsverfahren, etwa Kosten, Umweltauswirkungen und der zusätzliche Energieverbrauch.
der Heizungen am Gebäudebestand der Verwaltung sind mit erneuerbarer Energie betrieben.
der Emissionen in der Urner Landwirtschaft entstehen durch die Nutztierhaltung in Ställen. Der Weidegang verursacht deutlich weniger Emissionen.
CO2-Äquivalente verursacht der Sektor Verkehr pro Jahr. Das ist mehr als die Hälfte sämtlicher Treibhausgasemissionen im ganzen Kanton.